Eine Liste guter Gedichte - sowohl lang als auch kurz; moderne und auch Klassiker. Was genau gut ist, hängt von der Perspektive ab. Allerdings gibt es einige Gedichte, die seit Jahrhunderten tradiert werden, und quasi als zeitlos gelten können.
- Mondnacht - Joseph von Eichendorff
- Blauer Abend in Berlin - Oskar Loerke
- Gefunden - Johann Wolfgang von Goethe
- John Maynard - Theodor Fontane
- Mein blaues Klavier - Else Lasker-Schüler
- Die Loreley - Heinrich Heine
- Der Knabe im Moor - Annette von Droste-Hülshoff
- Auf der Terrasse des Café Josty - Paul Boldt
- Das Lied von der Glocke - Friedrich Schiller
- Der Choral vom großen Baal - Bertolt Brecht
- Hörst du wie die Brunnen rauschen - Clemens Brentano
- Ich habe dich so lieb - Joachim Ringelnatz
- Die Füße im Feuer - Conrad Ferdinand Meyer
- Der Rabe - Edgar Allan Poe
Du selber stirbst, es stirbt auch was dir gehört,
Eins aber weiß ich […] nie wirds zerstört:
Dies ist der Toten Nachruhm; drum lass das Schlechte,
Und wolle nur das Edle, und tu' das Rechte!
Esaias Tegnér (1782 - 1846), schwedischer Professor und Dichter
Abschied
Ich habe dir viel gegeben;
Bewahr es gut,
Wo fern vom Irren und Leben
Es einsam ruht.
Wie Schatten hingebreitet,
Die kommen und fliehn,
Auf deiner Seele gleitet
Die Welt dahin.
Doch in die tiefern Gründe
Schau ich hinab,
Ob ich dort wiederfinde,
Was ich dir gab.
Arthur Schnitzler (1862 - 1931) war ein österreichischer Erzähler und Dramatiker. Von Beruf Arzt, zeigte er in seinen Stücken großes Interesse an Erotik, Tod, Psychologie und der sozialen Krise der Jahrhundertwende im kulturellen Zentrum Wiens. Er wurde von dem sechs Jahre älteren Sigmund Freud sehr bewundert, der in ihm eine Art literarischen "Doppelgänger" sah und mit dem er in seinem letzten Lebensabschnitt korrespondierte. In seinem Bestreben, die psychologische Komplexität seiner Figuren zu vertiefen, bediente er sich als einer der ersten deutschsprachigen Autoren der Technik des inneren Monologs, etwa in "Leutnant Gustl" (1900) und "Fräulein Else" (1924). Viele seiner Werke wurden für Film und Fernsehen adaptiert, unter anderem von so bekannten Regisseuren wie Max Ophüls (Liebelei (1933), Der Reigen (1950)) und Stanley Kubrick (Eyes Wide Shut; 1999).
Verschenkt Herz
Du bist nicht Gast. Du wohnst in mir.
Hast nicht nur Rast. Hast Bleibe hier.
Hier steht deine Wiege. Hier zäunt dein Geheg.
Hier steilt dir Stiege. Hier mündet dein Weg.
Hier hält dich Helle. Hier hüllt dich Nacht.
Im Brunn quickt Quelle. Speicher füllt Fracht.
Geh aus. Geh ein. Sei unverhofft.
Dein Haus dir offen. Komm gern. Komm oft.
Hans Schiebelhuth (1895 - 1944) war ein expressionistischer deutscher Schriftsteller und Dichter.
Mit seiner kongenialen Übersetzung der Romane "Schau heimwärts, Engel! Eine Geschichte vom begrabnen Leben" und "Vom Tod zum Morgen" von Thomas Wolfe wurde Schiebelhuth so bekannt, dass darüber sein eigenständiges dichterisches Werk vielfach unbeachtet blieb.
- Herbsttag - Rainer Maria Rilke
- Der Einsame - Wilhelm Busch
- Wie Melodien zieht es - Klaus Groth
- Weltende - Jakob van Hoddis
- Erlkönig - Johann Wolfgang von Goethe
- Der Handschuh - Friedrich Schiller
- Flirt - Thekla Lingen
- Vergänglichkeit der Schönheit - Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
- Mondscheinlerchen - Gerhart Hauptmann
- Des Sängers Fluch - Uhland
- Augen in der Großstadt - Kurt Tucholsky
- Die Nacht - Hermann von Gilm
- Die schlesischen Weber - Heinrich Heine
Übrigens: auf unserem Schwesterprojekt finden sie umwerfend Gute Zitate — fein säuberlich nach Autoren und Themen sortiert.
Poesie
Die Poesie ist eine Form der Literatur, die aus Versen besteht. Sie nutzt die ästhetischen und rhythmischen Eigenschaften der Sprache wie Metrum und Lautsymbolik, um Bedeutungen zu vermitteln, die die prosaische, scheinbar wörtliche Bedeutung ergänzen, ersetzen oder untergraben.
Gedichte haben eine lange Geschichte, die bis auf das sumerische Gilgamesch-Epos zurückgeht. Frühe Gedichte entwickelten sich aus Volksliedern wie dem chinesischen Shijing oder aus dem Bedürfnis, mündlich überlieferte Epen immer wieder neu zu erzählen, wie in den sanskritischen Veden, den zoroastrischen Gathas und den homerischen Epen Ilias und Odyssee.
Antike Definitionsversuche der Poesie, wie die Poetica des Aristoteles, betonten die Rede in Rhetorik, Drama, Gesang und Komödie. Spätere Versuche konzentrierten sich auf Merkmale wie Wiederholung, Versform und Reim und betonten die Ästhetik, die die Poesie von objektiveren, prosaischeren Formen des Schreibens unterscheidet. Seit der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wird die Lyrik zuweilen ganz allgemein als ein im Wesentlichen schöpferischer Akt der Sprache betrachtet.
Wie eine Welle
Wie eine Welle, die vom Schaum gekränzt
Aus blauer Flut sich voll Verlangen reckt
Und müd und schön im großen Meer verglänzt –
Wie eine Wolke, die im leisen Wind
Hinsegelnd aller Pilger Sehnsucht weckt
Und blaß und silbern in den Tag verrinnt –
Und wie ein Lied am heißen Straßenrand
Fremdtönig klingt mit wunderlichem Reim
Und dir das Herz entführt weit über Land –
So weht mein Leben flüchtig durch die Zeit,
Ist bald vertönt und mündet doch geheim
Ins Reich der Sehnsucht und der Ewigkeit.
Hermann Hesse (1877 - 1962) war ein deutsch-schweizerischer Dichter, Romancier und Maler. Zu seinen bekanntesten Romanen zählen "Narziß und Goldmund", "Der Steppenwolf", "Siddhartha" und "Das Glasperlenspiel", sowie das Gedicht "Stufen". Diese Werke beschäftigen sich alle mit der Suche des Einzelnen nach Authentizität, Selbsterkenntnis und Spiritualität. Im Jahr 1946 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.
In der Lyrik werden Formen und Konventionen verwendet, um eine andere Interpretation der Worte zu suggerieren oder eine emotionale Reaktion hervorzurufen. Mittel wie Assonanz, Alliteration, Onomatopoesie und Rhythmus werden manchmal eingesetzt, um zauberhafte oder musikalische Effekte zu erzielen. Die Verwendung von Zweideutigkeit, Symbolik, Ironie und anderen Stilelementen der poetischen Rezitation lässt oft eine Vielzahl von Interpretationen zu.
In ähnlicher Weise schaffen Bilder wie Metaphern, Vergleiche (ob homerisch oder nicht) und Metonymie eine Resonanz zwischen ansonsten disparaten Bildern - eine Überlagerung von Bedeutungen, bei der zuvor ungesehene Verbindungen hergestellt werden. Zwischen den einzelnen Versen können verwandte Formen der Resonanz in ihren Reim- oder Rhythmusmustern vorhanden sein.
Das Vergnügen, das Gedichte dem Leser oder Zuhörer bereiten, entsteht durch die besondere Kombination von Form, Klang und Bedeutung, die dem Vers innewohnt, und dieses Vergnügen kann emotional (z. B. Rührung oder Beschwörung), intellektuell (z. B. Einsicht oder Nuancierung) oder humorvoll sein. Die Empfänglichkeit für Gedichte oder die Sensibilität für Verse hängt auch davon ab, inwieweit sie kultiviert wird.
Die Sprache
Der hat die Sprach' als Blumenflor gezogen,
Draus er mit Anmut stille Kränze flicht;
Dem ist sie Roß, das, stürz' er oder nicht,
Donnernden Hufschlags Klippen überflogen;
Dem Springquell, der empor in Silberwogen
Kühn bis ins Blau in ew'ger Frische bricht,
Demantentanz erblitzt im Sonnenlicht,
Und drüber, zaub'risch, bebt ein Regenbogen.
Der Andre läßt des Busens Sturm nicht rasten,
Bis tiefsten Weh's Akkord von schwingenden Saiten
Der Äolsharf' aushallt in fernste Weiten.
Der Meister nur greift sicher in die Tasten
Der Riesenorgel, mit geübten Händen
So Donner, wie Gesäusel uns zu spenden.
Friedrich von Sallet (1812 - 1843) war ein deutscher Schriftsteller, der vor allem durch seine politischen und religionskritischen Gedichte bekannt wurde.
- Arndt
- Ernst Moritz Arndt (1769 - 1860) war ein deutscher nationalistischer Historiker, Schriftsteller und Dichter. Schon früh kämpfte er für die Abschaffung der Leibeigenschaft, später gegen die napoleonische Vorherrschaft in Deutschland. Wegen seiner antifranzösischen Positionen musste Arndt eine Zeit lang nach Schweden fliehen. Er ist einer der Hauptbegründer des deutschen Nationalismus während der napoleonischen Kriege und der deutschen Einigungsbewegung des 19. Jahrhunderts. Nach den Karlsbader Dekreten galt er bei den Kräften der Restauration als Demagoge.
Arndt spielte eine wichtige Rolle für die frühe nationale und liberale Burschenschaftsbewegung und für die Einigungsbewegung, und sein Lied "(Was ist) des Deutschen Vaterland" diente als inoffizielle deutsche Nationalhymne.
Lange nach seinem Tod wurde seine antifranzösische Propaganda in beiden Weltkriegen wieder aufgegriffen. Dies und einige antisemitische und antipolnische Äußerungen haben dazu geführt, dass Arndt heute sehr kritisch gesehen wird. - Friedensgebet
- Abendlied
- Frühling
- Ballade
- Des Deutschen Vaterland
- Blüh und leuchte, goldner Baum
- Blass
- Ernst Blass (1890 - 1939) war ein bedeutender expressionistischer Dichter, Kritiker und Schriftsteller. Mit seinem Gedichtband "Die Straßen komme ich entlang geweht" hat er das Leben in der modernen Großstadt mit all seinen Facetten in die deutsche Lyrik eingeführt.
Er war eng mit Kurt Hiller ("§ 175: Die Schmach des Jahrhunderts") befreundet und gehörte neben anderen Schriftstellern des frühen Expressionismus, Georg Heym und Jakob van Hoddis, zu dessen Mitgliedern im "Neuen Club". Ab 1911 arbeitete er mit der Zeitschrift "Die Aktion" zusammen, bevor er sich 1914 von Franz Pfemfert distanzierte.
Von 1914 bis 1921 war er Herausgeber der Monatszeitschrift "Die Argonauten", für die Walter Benjamin, Robert Musil, Max Brod, Carl Sternheim, Franz Werfel u.a. Beiträge verfassten. - Autofahrt
- Der Nervenschwache
- In einer fremden Stadt
- An Gladys
- Abendstimmung
- Däubler
- Theodor Adolph Johannes Eduard Däubler (1876 - 1934) war ein österreichisch-deutscher Epiker, Lyriker, Erzähler und Kunstkritiker. Seine Gedichte gehören zur Epoche des beginnenden Expressionismus - Frieden ist sein mit Abstand bekanntestes Gedicht (Erschienen in: Das Nordlicht. Teil 1. 1910).
- Frieden
- Landschaft
- Der äthiopische Totentanz
- Katzen
- Dahn
- Felix Dahn (1834 - 1912) war ein deutscher Rechtswissenschaftler, Schriftsteller und Historiker. Er schrieb den seinerzeit sehr populären historischen Roman "Ein Kampf um Rom" (1876). Allerdings erreicht das Werk bei weitem nicht die Qualität des Buches "Römische Geschichte" (1854 bis 1885) von Theodor Mommsen (1817 - 1903), für das dieser 1902 mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt wurde.
- Osterglocken
- Abendstimmung
- Traum und Wahrheit
- Zur goldenen Hochzeit
- Der Jungvermählten
Vergönnt allein ist′s Deinem lieben Mann,
Ganz Deiner Seele Tiefgrund zu ergründen:
Den Freund, den Sänger, lass, so gut er′s kann,
Das hohe Lied von Deiner Schönheit künden! - - Wildgans
- Anton Wildgans (1881 - 1932) war ein österreichischer Lyriker und Dramatiker. Er war Direktor des Wiener Burgtheaters und für den Nobelpreis für Literatur nominiert.
Seine Werke, in denen sich Realismus, Neoromantik und Expressionismus vermischen, konzentrieren sich auf die Dramen des täglichen Lebens. - Ich bin ein Kind der Stadt
- Das Lächeln
- Einer Unbekannten
- "Schriebe ich die Geschichte aller meiner Gedichte, würde es die Geschichte meines Lebens ergeben!"
- Nach altdeutscher Weise - Ernst von Feuchtersleben (1806 - 1849) war ein österreichischer Arzt, Lyriker und Essayist. Er prägte den Begriff der „Psychose“ in der medizinischen Literatur und gilt als Mitbegründer der Psychosomatischen Medizin.
- Die Wacht am Rhein - Max Schneckenburger (1819 - 1849) war ein deutscher Kaufmann. Sein Gedicht "Die Wacht am Rhein", das im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 in der Vertonung durch Carl Wilhelm zum deutschen Nationallied wurde, hatte er 1840 verfasst.
- An den Rhein - Max Herbert Eulenberg (1876 - 1949) war ein deutscher Schriftsteller und Humanist.
- Nis Randers - Otto Ernst (1862 - 1926) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller. Er war der Sohn einer Hamburger Zigarrendreherfamilie und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Lehrer erkannten schnell, dass der Junge im Unterricht wissbegierig auftrat und, sein Talent antizipierend, ließen sie ihm die entsprechende Förderung zuteilwerden.
- Wildgänse rauschen durch die Nacht - Walter Flex (1887 - 1917) war ein deutscher Schriftsteller und Lyriker.
- Jenseits des Tales - Boerries von Münchhausen (1874 - 1945) war ein deutscher Schriftsteller und Lyriker der Neuromantik. Er war Antisemit und stand der völkischen Bewegung nahe.
- Wenn über stiller Heide - Wilhelm Karl Raabe (1831 - 1910) war ein deutscher Schriftsteller. Er war ein Vertreter des poetischen Realismus, bekannt für seine gesellschaftskritischen Erzählungen, Novellen und Romane.
- Flüsterlied - Fritz Brügel (1897 - 1955) war ein österreichischer (ab 1935: tschechoslowakischer) Bibliothekar, Diplomat und Schriftsteller. Nach dem Münchner Abkommen vom September 1938 emigrierte Brügel nach Frankreich. Er hielt sich in Paris, später in Südfrankreich auf. 1941 gelang ihm die Flucht über Spanien und Portugal nach London.
- Das Mittelalter - Otto Heinrich Graf von Loeben (1786 - 1825) war ein deutscher Dichter der romantischen Bewegung, bekannt auch unter dem Pseudonym Isidorus Orientalis. Als freier Schriftsteller war er Freund und Wegbereiter von Joseph von Eichendorff und gehörte später dem Dichterkreis um Ludwig Tieck an.