Eine Liste bedeutender Gedichte bekannter deutscher Poeten nach Literatur-Epochen, chronologisch vom Mittelalter bis zur Moderne sortiert. Ebenfalls lesenswert sind die berühmten Gedichte.
Beipackzettel
Eine Epoche (von französisch époque , griech. época) ist ein definierter Zeitraum bzw. eine längere historische Periode mit charakteristischen Merkmalen.
Wie Epoche bedeutete „Ära“ im Deutschen ursprünglich „der Anfangspunkt eines Zeitalters“; die Bedeutung „System der chronologischen Notation“ bzw. „historischer Zeitraum“ stammt aus der Renaissance.
Der Epochenzeitpunkt oder das Datum wird in der Regel durch ein bestimmtes, eindeutiges Ereignis des Wandels, ein Epochenereignis, bestimmt. Bei einem allmählichen Wandel wird ein entscheidender Zeitpunkt gewählt, an dem das Epochenkriterium erreicht wurde.
Allerdings ist unbedingt zu beachten, dass die Einteilung in Epochen so gut wie immer rückwirkend geschieht, und das bei Literaturepochen ein bestimmendes Ereignis sich häufig nicht ausmachen lässt.
Die Übergänge sind fließend, und es hat sich auch niemand eines Sonntagmorgens auf den Marktplatz gestellt, und verkündet: "Heute beginnt die Epoche der Romantik"!
Mittelalter
- Under der linden – Walther von der Vogelweide (1170 - 1230)
Renaissance
ab 1400, als Datum für den Beginn der Frührenaissance, bis etwa 1520 (Hochrenaissance).
Die italienischen Humanisten, die den Begriff "rinascita" (Wiedergeburt, Erneuerung) einführten, glaubten, dass nach einer Periode des Niedergangs, dem Mittelalter, ein neues goldenes Zeitalter angebrochen war, das nichts weniger als eine Wiedergeburt der Errungenschaften der klassischen Antike darstellte. Die Akzeptanz der Renaissance als Epochenbegriff hatte nicht nur mit der Wiederbelebung des klassischen Altertums und der Art und Weise zu tun, wie diese Epoche mit der vorangegangenen Zeit kontrastiert wurde.
Der Begriff bezieht sich auch auf die Entstehung wichtiger neuer Entwicklungen in dieser Zeit, wie z. B. den Untergang des Feudalsystems, die Entdeckung neuer Kontinente, das kopernikanische System in der Astronomie und die Erfindung oder Einführung von Buchdruck, Papier, Kompass und Schießpulver in Europa. Moderne Historiker sehen jedoch in vielen Bereichen keinen scharfen Bruch mit dem Mittelalter, sondern betonen vielmehr, dass es eine Kontinuität und Weiterentwicklung von Prozessen gab, die bereits im Mittelalter begonnen hatten.
Zum ersten Mal dringt die Kunst in die Sphäre des Privaten ein: Werke werden nicht mehr nur von der religiösen oder weltlichen Macht in Auftrag gegeben, sondern finden auch Eingang in die Häuser der Bürger.- Ain new lied herr Ulrichs von Hutten – Ulrich von Hutten (1488 - 1523)
Manierismus ab 1520 bis 1650
- Als die Venus neulich saße … – Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616 - 1679)
Barock ca. 1650 - 1760/70
Der literarische Barock ist ganz entscheidend vom 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) geprägt. Nach einer verbreiteten Schätzung sind etwa 40 % der deutschen Landbevölkerung dem Krieg und den Seuchen zum Opfer gefallen.
Daraus leiten sich 2 Schwerpunkte in der Dichtung ab: Vanitas (Vergänglichkeit, Windhauch, alles zerfällt schlussendlich zu Staub; Luther übersetzte diesen Begriff mit "Eitelkeit") & Carpe Diem (wörtlich: „Pflücke den Tag“; das sinnliche Erleben des Augenblicks).
Frühbarock (bis ca. 1650), Hochbarock (ca. 1650–1700), Spätbarock (ca. 1700–1730) und Rokoko (ca. 1730–1760/70). In der Kunstgeschichte werden gelegentlich Spätbarock und Rokoko gleichgesetzt, andererseits wird das Rokoko auch als eigenständige Epoche angesehen.- Ach Liebste, laß uns eilen – Martin Opitz (1597 - 1639)
- Das Beste der Welt – Friedrich von Logau (1605 - 1655)
- Befiehl du deine Wege – Paul Gerhardt (1607 - 1676)
- An Deutschland – Paul Fleming (1609 - 1640)
- Es ist alles Eitel – Andreas Gryphius (1616 - 1664)
- Epigramme – Angelus Silesius (1624 - 1677)
- Lob des Winters – Johann Christian Günther (1695 - 1723)
Aufklärung 1720–1780
Als späte Folge der Reformation wurde versucht eine Philosophie / Ethik (Adam Smith (1723 - 1790), Voltaire (1694 - 1778), Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716), Immanuel Kant (1724 - 1804), etc.) zu entwickeln und Lebensregeln aufzustellen, die unabhängig von einer Religion sind. Als hilfreich erwies sich die schnell fortschreitende Entwicklung der Naturwissenschaften (Galileo Galilei (1564 - 1642), Otto von Guericke (1602 - 1686), Isaac Newton (1642 - 1727), Leonhard Euler (1707 - 1783)).
In der Aufklärung galt das Motto "Prodesse et delectare" (lat., „nützen und erfreuen“); also auf der einen Seite die Nützlichkeit, Belehrung (Bildungsbürgertum) auch mit dem Schwerpunkt Verstand / Ratio, und auf der anderen Seite das Schöne und Gefällige (siehe auch: Anakreontik).
In diese Zeit fällt auch der 7-jährige Krieg (1756 bis 1763). Während Preußen (Friedrich der Große; II.), Habsburg (Maria Theresia), Frankreich (Ludwig XV.) und Russland (Elisabeth (Romanowa)) primär um ihre Machtposition in Mitteleuropa stritten, ging es im Teilkonflikt zwischen Großbritannien und Frankreich auch um die Vorherrschaft in Nordamerika und Indien.
Die nun folgenden Epochen überschneiden sich teilweise, bzw. es existieren Unterepochen. Einige Schriftsteller haben auch Gedichte veröffentlicht, die in mehr als eine Epoche einzuordnen sind.- Der Morgen – Friedrich von Hagedorn (1708 - 1754)
- Die Ehre Gottes aus der Natur – Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)
- Der Tanzbär – Gotthold Ephraim Lessing (1729 - 1781)
Empfindsamkeit 1740–1790
- Die Frühlingsfeier – Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803)
- Der Winter ist ein rechter Mann – Matthias Claudius (1740 - 1815)
- Hälfte des Lebens – Friedrich Hölderlin (1770 - 1843)
Sturm und Drang (1765–1790)
- Rastlose Liebe – Johann W. von Goethe (1749 - 1832)
- Die Ideale – Friedrich Schiller (1759 - 1805)
- Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen – Gottfried August Bürger (1747 - 1794)
- Der alte Landmann an seinen Sohn – Ludwig Hölty (1748 - 1776)
Weimarer Klassik 1786 – 1832
Die Epoche begann mit Goethes erster Italienreise 1786 und dauerte etwa bis zu seinem Tod 1832. Sie umfasste im wesentlichen das "Viergestirn" Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder, Friedrich Schiller und Christoph Martin Wieland; aber auch andere Intellektuelle wie die Philosophen Immanuel Kant (1724 – 1804) und Johann Gottfried Herder (1744 – 1803) sowie Musiker & Schriftsteller (z.B. Heinrich von Kleist).- Kassandra – Friedrich Schiller (1759 - 1805)
- Der Zauberlehrling – Johann W. von Goethe (1749 - 1832)
Romantik 1795–1835
In der Romantik wurde die subjektive Erfahrung zum Ausgangspunkt genommen. Introspektion, Intuition, Emotion, Spontaneität und Phantasie standen daher im Mittelpunkt. Als Erkenntnisquelle stellten die Romantiker das nicht unmittelbar sinnlich Wahrnehmbare über das rationale intellektuelle Wissen. Dabei konzentrierten sie sich auf die Vergangenheit, in der die Gegenwart verwurzelt ist und ohne deren Wurzeln die Gegenwart nicht erkannt werden kann.
Wie auch bei anderen Epochen zu beobachten, war die Romantik vor allem eine Gegenreaktion auf die Aufklärung, die ihr vorausgegangen war.- Belsatzar – Heinrich Heine (1797 - 1856)
- Des Sängers Fluch – Ludwig Uhland (1787 - 1862)
- Der Wegweiser – Wilhelm Müller (1794 - 1827)
- Sehnsucht – Joseph von Eichendorff (1788 - 1857)
- Ich sehe Dich in tausend Bildern, Maria – Novalis (1772 - 1801)
- Poesie und Geschäfte – Achim von Arnim (1781 - 1831)
- Der Knabe sprach mit Lust – Bettina von Arnim (1785 - 1859)
- Hörst du wie die Brunnen rauschen – Clemens Brentano (1778 - 1842)
- Bitte – Nikolaus Lenau (1802 - 1850)
- Zuversicht – Ludwig Tieck (1773 - 1853)
- Das Grab am Busento – August von Platen (1796 - 1835)
- Das Riesenspielzeug – Adelbert von Chamisso (1781 – 1838)
Biedermeier 1815–1848
- Wo ist die Hand so zart, daß ohne Irren – Annette von Droste-Hülshoff (1797 - 1848)
- Er ist’s (Frühling) – Eduard Mörike (1804 - 1875)
- Ich bin der Welt abhanden gekommen – Friedrich Rückert (1788 - 1866)
Vormärz 1815–1848
- Die Gedanken sind frei – Hoffmann von Fallersleben (1798 - 1874)
- An Den Mond – Franz Grillparzer (1791 - 1872)
- Lied einer Schlesischen Weberin – Louise Aston (1814 - 1871)
- Trotz alledem! – Ferdinand Freiligrath (1810 - 1876)
- Aufruf – Georg Herwegh (1817 - 1875)
- Wanderung – Justinus Kerner (1786 - 1862)
Realismus 1848–1890
- Zwei Segel – Conrad Ferdinand Meyer (1825 - 1898)
- Fink und Frosch – Wilhelm Busch (1832 - 1908)
- Nur Du allein – Ada Christen (1839 - 1901)
- Die Brück am Tay – Theodor Fontane (1819 - 1898)
- Für meine Söhne – Theodor Storm (1817 - 1888)
- Die Zeit geht nicht – Gottfried Keller (1819 - 1890)
- Ich und Du – Friedrich Hebbel (1813 - 1863)
Naturalismus 1880-1900
- Prometheus – Peter Hille (1854 - 1904)
- Großstadtmorgen – Arno Holz (1863 - 1929)
Moderne 1890–1920
- Der Panther – Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
- Die Beiden – Hugo von Hofmannsthal (1874 - 1929)
- Die drei Spatzen – Christian Morgenstern (1871 - 1914)
Symbolismus 1890–1920
- Komm in den totgesagten park und schau – Stefan George (1868 - 1933)
- Dem unbekannten Gott – Friedrich Nietzsche (1844 - 1900)
Neu-Romantik 1890–1915
(auch „literarischer Jugendstil“) ist die Bezeichnung für eine literarische Strömung, die sich als Gegenbewegung zum Naturalismus und der Moderne verstand und an die Inhalte der Romantik anknüpfte.- Die Fahrende – Gertrud Kolmar (1894 - 1943)
- Nicht alle Schmerzen sind heilbar… – Ricarda Huch (1864 - 1947)
Impressionismus 1890–1920
Von impressionistischer Literatur spricht man, wenn ein Autor seine Geschichte oder sein Augenmerk auf das Seelenleben einer Figur (z. B. ihre Eindrücke, Gefühle, Empfindungen und Emotionen) richtet und nicht versucht, sie zu interpretieren. Autoren wie Virginia Woolf (Mrs. Dalloway) und Joseph Conrad (Herz der Finsternis) gehören zu den bedeutendsten Schöpfern dieser Form. Auch das Werk von Marcel Proust und Henry James (dem jüngeren Bruder des Philosophen William James) wird oft dem Impressionismus zugeordnet.
Die impressionistische Literatur ist in Zusammenhang mit der Abkehr vom Naturalismus zu sehen. Einige ihrer Werke werden auch der folgenden Epoche des Symbolismus zugerechnet und umgekehrt.
Anders als im Naturalismus erscheint die Realität in der impressionistischen Literatur immer durch den Filter der subjektiven Wahrnehmung gebrochen. Sie versucht nicht, objektive Realitäten zu beschreiben, sondern vergängliche Stimmungen und emotionale „Landschaften“ festzuhalten.- In einer großen Stadt – Detlev von Liliencron (1844 - 1909)
- Was war es? – Gustav Falke (1853 - 1916)
- Juli – Max Dauthendey (1867 - 1918)
- Poem (Ich möchte leben) – Selma Meerbaum-Eisinger (1924 - 1942)
Expressionismus 1905–1925
Expressionistische Autoren lehnen sich gegen eine „Enthumanisierung“ durch die Industrialisierung auf und warnen vor einer Gesellschaft, die keine Rücksicht und Moral besitzt.
Ein zentrales Thema expressionistischer Literatur ist deswegen der Aufbruch, der sich im Verkündigungspathos der Expressionisten widerspiegelt. Das Bewusstsein, sich von politischen, sozialen und ästhetischen Fesseln der Vergangenheit befreien zu müssen, war allen Vertretern dieser literarischen Strömung gemeinsam und äußerte sich in neuartigen Formen und Inhalten.
Die bürgerliche Ästhetik wird durch eine ‚Ästhetik des Hässlichen‘ zurückgewiesen; wie keine andere literarische Bewegung zuvor machen die Expressionisten Krieg, Großstadt, Zerfall, Angst, Ich-Verlust und Weltuntergang (Apokalypse) zum Gegenstand ihrer Darstellungen.
In der Prosa wird der Expressionismus (Ausdruckskunst) insbesondere durch Alfred Döblin, Franz Werfel, Max Brod und Leonhard Frank vertreten- Weltende – Else Lasker-Schüler (1869 - 1945)
- Grodek – Georg Trakl (1887 - 1914)
- Uns ist Gegeben – Klabund (1890 - 1928)
- Der Gott der Stadt – Georg Heym (1887 - 1912)
- Auf der Terrasse des Cafe Josty – Paul Boldt (1885 - 1921)
- Die Fabrik – Gerrit Engelke (1890 - 1918)
- Hinter dem Horizont – Oskar Loerke (1884 - 1941)
- Karawane (Lautgedicht) – Hugo Ball (1886 - 1927)
Neue Sachlichkeit 1918–1933
- Eine Frage – Kurt Tucholsky (1890 - 1935)
- Erinnerung an die Marie A. – Bertolt Brecht (1898 - 1956)
- Sachliche Romanze – Erich Kästner (1899 - 1974)
- Astern – Gottfried Benn (1886 - 1956)
- Vergänglichkeit – Hermann Hesse (1877 - 1962)
Literatur
Der Begriff deutschsprachige Literatur bezeichnet die literarischen Werke in deutscher Sprache der Vergangenheit und Gegenwart. Sie beginnt mit den althochdeutschen Merseburger Zaubersprüchen Mitte des 8. Jahrhunderts.
Intention
Als Literatur werden traditionell Werke der Phantasie bezeichnet, die in Poesie oder Prosa verfasst sind und sich durch die Intention (Absicht) des Autors und die wahrgenommene ästhetische Qualität der Ausführung auszeichnen. Es gibt eine Vielzahl von Kriterien, nach denen Literatur klassifiziert wird, darunter Sprache, nationale Herkunft, historische Epoche, Gattung und Thema.
Der literarische Inhalt eines Textes wird in der Literaturwissenschaft entweder durch eine essentialistische oder durch eine institutionelle Definition definiert. Die essentialistische Definition bezieht sich auf die formalen Eigenschaften, die einem Werk zugeschrieben werden, wie Komplexität und Schönheit, und im Falle von Gedichten zusätzlich auf formale Aspekte wie Reim und Enjambement. Diese Kriterien sind jedoch teilweise subjektiv und daher problematisch. Die institutionelle Definition bezieht sich darauf, ob maßgebliche Stellen aus dem literarischen Bereich, wie Verlage, Literaturkritiker, Buchhandlungen, einen Text als literarisch einstufen oder nicht.
Tradition
Unter literarischer Tradition versteht man das Phänomen, dass literarisches Schreiben in einem Sprachraum mehr oder weniger ausgeprägt praktiziert wird. Das Ausmaß und die Art und Weise, in der dies geschieht, ist je nach Sprach- und Kulturraum sehr unterschiedlich und teilweise historisch bedingt. So ist das, was als „klassische Weltliteratur“ bezeichnet wird, in der Regel am stärksten in Sprachen vertreten, die in Ländern der Ersten und Zweiten Welt gesprochen werden. Beispiele für Sprachen mit einer solchen literarischen Tradition sind Französisch, Englisch, Deutsch und Russisch.
Die meisten natürlichen Sprachen haben ein gewisses Maß an literarischer Tradition. Es gibt jedoch auch Sprachen, in denen nie etwas aufgeschrieben wurde, wie z. B. in einigen afroasiatischen Sprachen. In der Regel sind dies auch die Sprachen mit wenigen bis sehr wenigen Muttersprachlern.
Die literarische Tradition unterscheidet die geschriebenen Sprachen von den gesprochenen Sprachen. Das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein einer literarischen Tradition ist auch ein Kriterium dafür, ob eine Kunstsprache nach den Vorschriften der Internationalen Organisation für Normung als "Hilfssprache" gilt oder nicht.