GedichteGedichte

Das Gedicht „Weihnacht“ stammt aus der Feder von Rainer Maria Rilke.

Die Winterstürme durchdringen
Die Welt mit wütender Macht. -
Da - - sinkt auf schneeigen Schwingen
Die tannenduftende Nacht…

Da schwebt beim Scheine der Kerzen
Ganz leis nur, kaum, daß du’s meinst,
durch arme irrende Herzen
der Glaube - ganz so wie einst…

Da schimmern im Auge Tränen,
du fliehst die Freude - und weinst,
der Kindheit gedenkst du mit Sehnen,
oh, wär es noch so wie einst!…

Du weinst!… die Glocken erklingen -
Es sinkt in festlicher Pracht
Herab auf schneeigen Schwingen
Die tannenduftende Nacht.

Siehe auch das Gedicht Weihnachten von Joachim Ringelnatz.

Weitere gute Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke.


"Dies ist Weihnachten, einmal im Jahr diese Erwartung in sich fühlen, dieses feste durch nichts enttäuschbare Anrecht, - fühlen, […] daß im Grunde unsere größten Wünsche, wenn wir sie nur recht ins Herz fassen, nicht unerfüllt bleiben können, daß wir gar keinen Moment den Wunsch, sondern eigentlich immer schon eine kleine Erfüllung in uns tragen, die wir der Pflege Gottes überlassen müssen, der sie großzieht und zu Ansehen bringt aus unserem Erdreich." [Rilke in einem Brief an seine Mutter; Tunis, 19. Dezember 1910]

Gedichte zu Weihnachten

Rainer Maria Rilke schrieb einige Winter- und Weihnachtsgedichte: diese kleine Sammlung präsentiert spirituelle und weltliche, düstere und hoffnungsvolle, individuelle und gemeinschaftliche Weihnachtsgedichte. Sie fangen die Gefühle ein, die die Straßen der Stadt und die Naturlandschaften rund um die weihnachtlichen Feiertage hervorrufen.

Rilke gab im Laufe seines Lebens die Prosa allmählich auf, um sich der Poesie zu widmen, die seiner Ansicht nach besser geeignet war, die „Wege der Seele“ einzufangen - gelegentlich mit einem "mystischen" Einschlag.

In seinen Gedichten folgte Rilke der Philosophie seiner Zeit, insbesondere der von Arthur Schopenhauer und vor allem Friedrich Nietzsche, den er früh kennenlernte - beide Männer waren mit Lou Andreas-Salomé "befreundet". Damit brach er mit der Jenseitsorientierung des westlichen Christentums und einer rational-wissenschaftlichen Erklärung der Wirklichkeit - ohne jegliche Romantisierung der gesellschaftlichen Entwicklung.

»Feiert recht fröhlich und zuversichtlich das liebe alte Fest«, schreibt Rilke inmitten der »erwartungsvollen, weihnächtlichen Tage«. Für ihn war Weihnachten stets von großer Bedeutung, trotz der oft selbstgewählten Einsamkeit und Stille.