Das Gedicht „Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr“ stammt aus der Feder von Rainer Maria Rilke.
Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr,
da hörst Du alle Herzen gehn und schlagen
wie Uhren, welche Abendstunden sagen:
Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr,
da werden alle Kinderaugen groß,
als ob die Dinge wüchsen die sie schauen,
und mütterlicher werden alle Frauen
und alle Kinderaugen werden groß.
Da musst du draußen gehn im weiten Land
willst du die Weihnacht sehn, die unversehrte
als ob dein Sinn der Städte nie begehrte,
so musst du draußen gehn im weiten Land.
Dort dämmern große Himmel über dir
die auf entfernten weißen Wäldern ruhen,
die Wege wachsen unter deinen Schuhen
und große Himmel dämmern über dir.
Und in den großen Himmeln steht ein Stern
ganz aufgeblüht zu selten grosser Helle,
die Fernen nähern sich wie eine Welle
und in den großen Himmeln steht ein Stern.
Siehe auch das Gedicht Weihnachten von Joachim Ringelnatz.
Weitere gute Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke.
Weihnachtsgedichte
Rilke in eimem Brief an Ellen Key, 22. Dezember 1903
Für uns aber wird dieser Abend nur eine stille Stunde sein, nicht mehr; wir werden in dem entlegenen kleinen Gartenhaus sitzen und an jene denken, die Weihnacht haben, an unsere kleine liebe Ruth und an uns, als ob wir selbst noch irgendwo die Kinder wären, die wir einmal waren, - die wartenden frohbangenden Weihnachtskinder, auf die die großen Überraschungen zukommen wie Engel aus Innen und Außen;
die Kinder, die das Dunkel jener Abende, die dem einen Abend vorangingen, fürchteten und liebten; die fühlten, wie klein in jenen Dezembertagen, die das Fest vorbereiteten, der Kreis der Lampe war und wie immer geheimnisvoller ringsum die Stube sich verlor, so dass man gar nicht sagen konnte, wo ihre Wände waren und ob man nicht an einem runden Tische mitten im Wald saß… bis dann alles Dunkel sich in Glanz verwandelte, so dass man auch die geringsten Dinge glänzen sah.
Aber damit all dies geschehen konnte, mussten große Winde gewesen sein, lange Nächte, in denen der Sturm alles war, musste man überstanden haben, - Nächte und Tage, die verhangen waren, halb hell und schwach, wie ein Verzögern des Morgens nur, bis an den frühen Abend hin; alles, bis zu jenem großen stillen Schneefall, der fiel und fiel und machte, dass die Welt sich leiser bewegte, der Tag geräuschloser lief und Nacht heimlicher kam.
Rainer Maria Rilke schrieb einige besinnliche Winter- und Weihnachtsgedichte:
- Advent
- Geburt Christi
- Die hohen Tannen atmen heiser
- Es gibt so wunderweiße Nächte
- Weihnachten ist der stillste Tag
- Zum Neuen Jahr
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