Das Gedicht „Weißer Flieder“ stammt aus der Feder von Antonie Jüngst.
Weißer Flieder trug den Zauber
Neuen Lenzes in mein Zimmer,
Glückverheißend, weil umwoben
Von der Freundschaft holdem Schimmer.
Märchenduft'ge, süße Bilder
Aus den zarten Blüten steigen,
Und geheimnisvolle Töne
Zittern durch das Abendschweigen.
Lang vergangne Lenze kehren,
Lang erloschne Augen glänzen,
Und ein seltsam Licht entringt sich
Selbst verblichnen Totenkränzen.
Alles, was in Leid und Liebe
Freud- und schmerzvoll mich getroffen,
Bricht hervor aus dunklem Schachte,
Sanft verklärt von sel'gem Hoffen.
Dank der Hand, die zauberkräftig
Wirkte solch ein Wunder wieder,
Die ein heißersehntes Eden
Mir erschloß im weißen Flieder.
Weitere Gedichte zum Thema "Frühlingsblumen":
- Kirschblüte bei der Nacht — Brockes
- In den duftenden Frühling will ich hinaus — Kurs
- Und um die Holzbank duftete der Flieder — Ritter
- Weißer Flieder — Jüngst
- Schneeglöckchen — Hofmannsthal
- Vergissmeinnicht — Droste-Hülshoff
- Hyazinthen — Storm
- Veilchen — Seidel
- Frühlingsglocken — Reinick