Das Gedicht „Im schönsten Wiesengrunde“ stammt aus der Feder von Wilhelm Ganzhorn.
Im schönsten Wiesengrunde
Ist meiner Heimat Haus;
Ich zog zur Morgenstunde
Ins Tal hinaus.
Dich mein stilles Tal
Grüß ich tausendmal!
Ich zog zur Morgenstunde
Ins Tal hinaus.
Müßt’ aus dem Tal ich scheiden,
Wo alles Lust und Klang,
– Das wär mein herbstes Leiden
Mein letzter Gang.
Sterb ich – in Tales Grunde
Will ich begraben sein;
Singt mir zur letzten Stunde
Beim Abendschein:
Dir mein stilles Tal,
Gruß zum letzten Mal!
Singt mir zur letzten Stunde
Beim Abendschein.
Anmerkung:
Das Gedicht wurde zur Melodie des Liedes "Drei Lilien, drei Lilien, die pflanzt ich auf mein Grab" geschrieben. Der Gedichttext hatte ursprünglich den Titel "Das stille Tal". Seine Erstveröffentlichung erfuhr das Volkslieds 1854 in einer dreistrophigen Fassung, 1876 dann mit allen Strophen unter dem Titel "Im schönsten Wiesengrunde".
Von den 13 Strophen werden gewöhnlich nur die erste und die beiden letzten Strophen gesungen, oben in der Urfassung Ganzhorns. Und hier in einer moderneren Fassung alle 13 Strophen:
Im schönsten Wiesengrunde
Ist meiner Heimat Haus;
Ich zog zur Morgenstunde
Ins Tal hinaus.
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
Ich zog zur Morgenstunde
Ins Tal hinaus.
Wie Teppich reich gewoben
Steht mir die Flur zur Schau:
O Wunderbild! – und oben
Des Himmels Blau.
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
O Wunderbild! – und oben
Des Himmels Blau.
Herab von sonn’ger Halde
Ein frischer Odem zieht;
Es klingt aus nahem Walde
Der Vögel Lied.
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
Es klingt aus nahem Walde
Der Vögel Lied.
Die Blume winkt dem Schäfer
Mit Farbenpracht und Duft;
Den Falter und den Käfer
Zu Tisch sie ruft.
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
Den Falter und den Käfer
Zu Tisch sie ruft.
Das Bächlein will beleben
Den heimlich trauten Ort;
Da kommt’s durch Wiesen eben
Und murmelt fort.
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
Da kommt’s durch Wiesen eben
Und murmelt fort.
Das Fischlein sonnt sich, munter
Schwimmts auf und ab im Tanz:
Rings blinken tausend Wunder
Im Sonnenglanz.
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
Rings blinken tausend Wunder
Im Sonnenglanz.
Wie schön der Knospen Springen,
Des Taus Kristall im Licht;
Wollt ich es alles singen –
Ich könnt‘ es nicht!
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
Wollt ich es alles singen –
Ich könnt‘ es nicht!
Kommt, kommt, der Tisch der Gnaden
Winkt reichlich überall;
Kommt, all‘ seid ihr geladen
Ins stille Tal!
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
Kommt, all‘ seid ihr geladen
Ins stille Tal!
Wie froh sind da die Gäste,
Da ist nicht Leid und Klag;
Da wird zum Friedensfeste
Ein jeder Tag.
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
Da wird zum Friedensfeste
Ein jeder Tag.
Wie sieht das Aug so helle
Im Buche der Natur;
Der reinsten Freuden Quelle
Springt aus der Flur.
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
Der reinsten Freuden Quelle
Springt aus der Flur.
Hier mag das Herz sich laben
Am ew’gen Festaltar;
Kommt, bringet Opfergaben
Mit Jubel dar!
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
Kommt, bringet Opfergaben
Mit Jubel dar!
Müßt‘ aus dem Tal ich scheiden
Wo alles Lust und Klang,
Das wär mein herbstes Leiden
Mein letzter Gang.
Dich, mein stilles Tal,
Grüß ich tausendmal!
Das wär mein herbstes Leiden
Mein letzter Gang.
Sterb‘ ich – in Tales Grunde
Will ich begraben sein;
Singt mir zur letzten Stunde
Beim Abendschein:
Dir mein stilles Tal,
Gruß zum letzten Mal!
Singt mir zur letzten Stunde
Beim Abendschein.
Bekannte poetische Verse namhafter Dichter, die sich der Lyrik verschrieben haben:
- Unser Leben gleicht der Reise — Giseke
- Im schönsten Wiesengrunde — Ganzhorn
- Und morgen wird die Sonne wieder scheinen — Mackay
- Des Todes Ruh' ersehn' ich lebensmüd (Sonett 66) — Shakespeare
- Es gibt so Schönes — Hesse
- Auf der Reise — Busse
- Ruhe, meine Seele — Henckell