GedichtGedichte

Das Gedicht „Rose und Nachtigall“ stammt aus der Feder von Marie von Plessen.

Zur Rose sprach die Nachtigall:
"Ich liebe dich allein,
Und meiner Lieder süßen Schall
Will ich dir Holde weih'n."

Die Rose sprach: "mir lacht die Au,
Mir strahlt der Sonne Licht,
Mit Perlen schmückt mich Morgentau,
Für Einen blüh' ich nicht."

Und Boulboul haucht ein leises Ach!
Der Schmerz die Brust durchzieht.
Die Rose schaut ihr spottend nach,
Da sie von hinnen flieht.

Die Nacht mit tausend Augen kam,
Sie ruht' auf kühlem Moos;
Sie barg des kleinen Sängers Gram
In ihrem dunkeln Schoß.

Die Nacht entweicht, der Morgen tagt,
Da nah't der Rose Hort!
Die Rose blüht in eitler Pracht,
Und scheucht den Sänger fort.

Bald tönt sein Lied durch Wald und Tal,
Daß Hain und Flur erglüht.
Die Rose steht im Morgenstrahl,
Vergessen und verblüht.

Maria von Plessen (1783 - 1851)

Anmerkung: Die Nachtigall ist der Nationalvogel des Iran und Bangladeschs. Die Liebe dieses Vogels zu Rosen ist auch in den Kulturen verschiedener Nationen sehr bekannt, so sehr, dass sie in der iranischen (Blume und Nachtigall) und türkischen Literatur und Malerei häufig erwähnt wird. Das Motiv einer Blume und einer Nachtigall auf iranischen Teppichen (Gebbeh) ist eines der häufigsten Motive. Zwei Nachtigallen sitzen einander gegenüber auf einem Blütenzweig, dessen Blüten den Halbblüten einer achtblättrigen Blume entsprechen.
Der Vogel hat die iranische Vokal- und Instrumentalmusik stark beeinflusst. Iranische Musiker haben sich seit jeher die Nachtigall zum Vorbild genommen und von diesem melodiösen Vogel die Vielfalt des Komponierens gelernt. Es gibt diesbezüglich ein Sprichwort, das besagt: „Ein gewisser Sänger zwitschert wie eine Nachtigall.“

Die Bülbülamsel (Turdus boulboul), früher auch Grauflügeldrossel genannt, ist ein Singvogel aus der Familie der Drosseln (Turdidae).

 

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