GedichtGedichte

Das Gedicht „Der Einsiedler“ stammt aus der Feder von Joseph von Eichendorff.

Komm, Trost der Welt, du stille Nacht!
Wie steigst du von den Bergen sacht,
Die Lüfte alle schlafen,
Ein Schiffer nur noch, wandermüd′ ,
Singt übers Meer sein Abendlied
Zu Gottes Lob im Hafen.

Die Jahre wie die Wolken gehn
Und lassen mich hier einsam stehn,
Die Welt hat mich vergessen,
Da tratst du wunderbar zu mir,
Wenn ich beim Waldesrauschen hier
Gedankenvoll gesessen.

O Trost der Welt, du stille Nacht!
Der Tag hat mich so müd gemacht,
Das weite Meer schon dunkelt,
Laß ausruhn mich von Lust und Not,
Bis daß das ew′ ge Morgenrot
Den stillen Wald durchfunkelt.

Siehe auch das Gedicht Das Lied des Einsiedlers von Novalis.

Weitere gute Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff.

Analyse

Das Gedicht "Der Einsiedler" (1837; Epoche der Romantik) besteht aus 3 Strophen mit je 6 Versen. Das Reimschema ein Schweifreims [aabccb]. Das Metrum ist ein Jambus. Die Hebungen sind regelmäßig: 4-4-3 und 4-4-3 — also je zweimal 4 Hebungen und dann einmal 3 Hebungen mit weiblicher Kadenz (der 3./6. Vers sind jeweils um eine Silbe verkürzt (Pause beim Sprechen)).

Zusammenfassung

Das Rollengedicht "Der Einsiedler" handelt von einem einsamen Menschen, der, von der Welt vergessen, sich an die Nacht als Trost wendet. Er verwendete mehrere Metaphern aus der Seefahrt. Er reflektiert die Müdigkeit des Tages, Sehnsucht und Bedürfnis und erwartet eine ewige Morgendämmerung - also das Ende seines beschwerlichen Lebens.

Die erste Strophe basiert auf dem Lied „Komm, Trost der Nacht, o Nachtigall“ aus Grimmelshausens „Der Abentheuerliche Simplizissimus Teutsch“ (1669) - einem Schelmenroman.

Hintergrund

Das Gedicht wurde als Lied von Robert Schumann (Op. 83, Nr. 3) vertont.

Max Reger schuf 1915 eine Komposition für Baritonsolisten, fünfstimmigen Chor und Orchester (Op. 144a). Die Komposition wurde 1916 nach Regers Tod von Fritz Simrock zusammen mit dem Hebbel-Requiem als "Zwei Gesänge für gemischten Chor mit Orchester", Op. 144, veröffentlicht.