GedichtGedichte

Das Gedicht „Vor dem Ende“ stammt aus der Feder von Rudolf Borchardt.

Die Himmel sanken gegen West zu Golde;
Dein stummes Auge fing ihr tiefstes Glühen
Und redete mit einer Riesenferne —
Im Flimmern tauchte aus dem klaren Blühen
Für unsern Nachtweg angefacht, der Holde
Mit grünem Sprühn, der Führerstern der Sterne.

Der große Mond des ausgelebten Jahres
Ward eine Glorie hinter Deinen Wangen,
Zwischen den Veilchensträhnen deines Haares
Verzog das unglückliche Blau, und drangen
Die Tröstungen des Goldes, das er goß —
Die Dämmerung ward eins mit unsrem Bangen,

Eins mit dem Ebben allen Muts —; verfloß
Mit Augen, die nach armen Augen zielten
Wie sich zwei Vögel fliehn, die sich verlangen,
Eins mit den schwachen Händen, die sie schloß
Um Hände, die nicht fühlten, was sie hielten
Und zum Gesang, der aus den Wiesen schrillte,
Zitternde Spiele spielten,

Sah deinen Mund wie meinen weigern, stillte
Die trockene Not in dein und meinen Blicken,
Ward Nacht, als sie sich netzten,
Schwand, und ließ hinter sich den Dom ersticken
Von Milch hinunter bis in Ost, beim letzten
Wintergestirn, und fertigen Geschicken.

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