Das Gedicht „Heimweh“ stammt aus der Feder von Ludwig Tieck.
Oft schon klang ein Ton herüber,
Als wenn er jenseits der nördlichen Berge käme,
Und müde mich und liebevoll grüßte,
Und ich dachte der Heimat
Innig zwar doch ohne Schmerz.
Hör' ich auf den Gassen
Im Volksgedräng' ein deutsches Wort,
So fasst es mein Herz mit Rührung an;
Doch es wandelt vorüber
Und lässt den heitern Geist mir frei.
Aber heut' am frühen Morgen
Wacht' ich auf aus schweren Träumen,
Alle Lieben sah' ich trauernd,
Mein Kindchen sprach in süßen Tönen
Und rief nach mir, –
Da weint' ich heftig,
Ein mächtiger Schmerz ergriff mein Herz
Und drückt' und presst' es
Als sollt' es zerbrechen,
Ein Schwindel ergriff mich,
Mein Leben zerrann,
Nichts war Wirklichkeit mehr um mich her,
Alles zerfloss in Tod,
Nur fern stand das Leben –
Da wußt' ich, was Heimweh sei,
Da fühlt' ich, wie der Sohn der Alpen
Sterben könne in der Fremde
An dem mächtig-schmerzlichen Gefühl.
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