GedichtGedichte

Das Gedicht „Arachne“ stammt aus der Feder von Elisabeth Langgässer.

Wenn die Weidenwollen fliegen
und die Sternenspindel flockt,
Fahne, Flügel, Schiffchen biegen
sich zu Argonautenzügen,
und der Kuckuck leiser lockt -

Geht Arachne durch den Garten
hin und her und her und hin,
und es wirft durch Sog und Scharten
weißer Winde ihren zarten
Fadenstrom der Weberin.

Zuckend füllen sich die Räume,
Blitz und Bilder fließen ein,
Wege wuchernd ohne Säume,
Sinn und Unsinn grüner Träume,
und sie webt sich mit hinein.

Summen steigt empor vom Grase,
Knistern aus dem Ei: ich bin.
Lauscht sie, ob der Weisel rase?
Wob sie in der Honigvase
eine zweite Königin?

Dichter wird die dunkle Hülle,
dunkler wird Arachnes Geist.
Mühsam duftet die Kamille,
doch die starrende Pupille
lässt nur ein, was täuscht und gleißt.

Von den Schultern hebt nach oben
spinnenbeinig sich ihr Haar.
Soll sie schreien, soll sie loben?
Gorgos Haupt hat sie gewoben,
schrecklich, süß und wunderbar.

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