Das Gedicht „An Schwager Kronos“ stammt aus der Feder von Johann Wolfgang von Goethe.
Spute dich, Kronos!
Fort den rasselnden Trott!
Bergab gleitet der Weg;
Ekles Schwindeln zögert
Mir vor die Stirne dein Zaudern.
Frisch, holpert es gleich,
Über Stock und Steine den Trott
Rasch ins Leben hinein!
Nun schon wieder
Den eratmenden Schritt
Mühsam Berg hinauf!
Auf denn, nicht träge denn,
Strebend und hoffend hinan!
Weit, hoch, herrlich der Blick
Rings ins Leben hinein,
Vom Gebirg zum Gebirg
Schwebet der ewige Geist,
Ewigen Lebens ahndevoll.
Seitwärts des Überdachs Schatten
Zieht dich an
Und ein Frischung verheißender Blick
Auf der Schwelle des Mädchens da.
Labe dich! - Mir auch, Mädchen,
Diesen schäumenden Trank,
Diesen frischen Gesundheitsblick!
Ab denn, rascher hinab!
Sieh, die Sonne sinkt!
Eh sie sinkt, eh mich Greisen
Ergreift im Moore Nebelduft,
Entzahnte Kiefer schnattern
Und das schlotternde Gebein -
Trunknen vom letzten Strahl
Reiß mich, ein Feuermeer
Mir im schäumenden Aug,
Mich geblendeten Taumelnden
In der Hölle nächtliches Tor.
Töne, Schwager, ins Hörn,
Raßle den schallenden Trab,
Daß der Orkus vernehme: wir kommen,
Daß gleich an der Türe
Der Wirt uns freundlich empfange.
Inhalt / Zusammenfassung
Das Gedicht "An Schwager Kronos" (1774) von Goethe beschreibt eine symbolische Kutschfahrt, die den Lebensweg eines Menschen von der Geburt bis zum Tod darstellt. Die Reise wird von einem unaufhaltsamen Kutscher (der Zeit) gelenkt und symbolisiert den Lebenslauf, der als ein Auf und Ab voller schneller Erlebnisse und Umbrüche verstanden wird. Das Gedicht ist ein bekanntes Beispiel für die Epoche des Sturm und Drang, da es die Ideale der Jugend, die Ungeduld und die Rebellion gegen Zwänge thematisiert.
Das Gedicht kann der Literaturepoche „Sturm und Drang“ zugeordnet werden. Es ist metrisch ungebunden, folgt keinem Reimschema und gliedert sich in 7 unterschiedlich lange Strophen.
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