Das Gedicht „Frühes Liedchen“ stammt aus der Feder von Clemens Brentano.
Erste Fassung
Lieb' und Leid im leichten Leben
Sich erheben, abwärts schweben
Aus dem Spiegel schauen Bilder,
Blicken milder, blicken wilder.
In dem Strome Well' auf Welle
Sich geselle, trüb und helle,
Schauet nieder arme Triebe
Hell und trübe ist die Liebe.
Frühling muß mit süßen Blicken
Mich entrücken den berücken
Sommer muß mit Frucht und Mirten
Mich bewirten und umgürten.
Herbst du sollst mich Haushalt lehren
Zu begehren zu entbehren
Winter lehre mich erwerben,
Gerne sterben, Frühling erben.
Wasser fallen um zu springen,
Um zu klingen um zu singen
Schweig' ich stille, denn zu sagen
Wäre wagen und entsagen.
Zweite Fassung
Lieb' und Leid im leichten Leben
Sich erheben, abwärts schweben,
Alles will das Herz umfangen
Nur verlangen, nie erlangen,
In den Spiegel all ihr Bilder
Blicket milder, blicket wilder
Jugend kann doch nichts versäumen
Fortzuträumen, fortzuschäumen.
Frühling muß mit süßen Blicken
Sie beglücken, sie berücken,
Sommer sie mit Frucht und Myrten,
Froh bewirten, froh umgürten.
Herbst muß ihr den Haushalt lehren,
Zu begehren, zu entbehren,
Winter, Winter lehr mich sterben
Mich verderben, Frühling erben.
Wasser fallen um zu springen.
Um zu klingen, um zu singen,
Muß ich schweigen. Wie und wo?
Trüb und froh? Nur so, so.
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