GedichtGedichte

Das Gedicht „Der Arbeitsmann“ stammt aus der Feder von Richard Dehmel.

Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind,
mein Weib!

Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit,
und haben die Sonne und Regen und Wind.
Und uns fehlt nur eine Kleinigkeit,
um so frei zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit.

Wenn wir sonntags durch die Felder gehn,
mein Kind,
und über den Ähren weit und breit
das blaue Schwalbenvolk blitzen sehn,
oh, dann fehlt uns nicht das bißchen Kleid,
um so schön zu sein, wie die Vögel sind:
Nur Zeit.

Nur Zeit! Wir wittern Gewitterwind,
wir Volk.
Nur eine kleine Ewigkeit;
uns fehlt ja nichts, mein Weib, mein Kind,
als all das, was durch uns gedeiht,
um so kühn zu sein, wie die Vögel sind.
Nur Zeit!

Analyse

Das Gedicht "Der Arbeitsmann" besteht aus 3 Strophen mit je sieben 7 Versen. Als Metrum liegt ein vierhebiger Jambus mit männlichen Kadenzen vor, der durch unregelmäßige Senkungen ergänzt wird. Das Reimschema (abcacaa dacdcac aecacac) wechselt zwischen Kreuzreim und dem umarmenden Reim.

Hintergrund

Dieses Gedicht (Epoche des Naturalismus) fand damals große Verbreitung, insbesondere bei den (sozialdemokratischen) Arbeitern und Arbeiterinnen. Der sozialkritische Text (1896, im 1. Jahrgang des der Zeitschrift Simplizissimus, veröffentlicht) beschreibt u.a. den Wunsch nach Revolution.
Die Ansprache bezieht sich auf den Zustand der Freiheit. Denn um so frei zu sein, wie Vögel es sind, fehle nur Zeit.

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