Das Gedicht „Aus den Romanzen vom Rosenkranz“ stammt aus der Feder von Clemens Brentano.
Allem Tagewerk sei Frieden!
Keine Axt erschall im Wald!
Alle Farbe ist geschieden,
Und es raget die Gestalt.
Tauberauschte Blumen schließen
Ihrer Kelche süßen Kranz,
Und die schlummertrunknen Wiesen
Wiegen sich in Traumes Glanz.
Wo die wilden Quellen zielen
Nieder von dem Felsenrand,
Ziehn die Hirsche frei und spielen
Freudig in dem blanken Sand;
In der Düfte Schwermut wiegen
Sich die Rosen in den Schlaf
(Das Geheimnis ruht verschwiegen,
Das sie in den Busen traf);
Und es wandeln, die sich lieben,
Flüsternd auf dem sel’gen Pfad,
Wo sie gestern Scherze trieben,
Zu des Meeres Glanzgestad.
Die Sirene stimmet wieder
Ihre gift’gen Lieder an,
Und die Herzen tauchen nieder
In den tiefen, süßen Wahn.
Denn es schied die Sonne wieder
In der ew’gen Flammen Pracht,
Und es hebt die dunkeln Glieder
Abermals die alte Nacht,
Und die Erde, aufgeriegelt,
Sendet ihren Geist heran;
Um das Haupt schwebt, sternbesiegelt,
Ihm der blaue Weltenplan.
Und des Waldes dunkle Riesen
Drängen sich ums enge Tal,
Und durch ihre Kronen gießen
Sterne geisterhaften Strahl.
Aus der Tiefe aufgewiegelt,
Wachsen stumme Brunnen an;
Drinnen schaun sich, mondumspiegelt,
Die Gedanken traurig an.
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