Das Gedicht „An die Parzen“ stammt aus der Feder von Friedrich Hölderlin.
Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen!
Und einen Herbst zu reifem Gesange mir,
Daß williger mein Herz, vom süßen
Spiele gesättiget, dann mir sterbe.
Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht
Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht;
Doch ist mir einst das Heilge, das am
Herzen mir liegt, das Gedicht, gelungen,
Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt!
Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel
Mich nicht hinab geleitet; Einmal
Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht.
Siehe auch das Gedicht Lied der Parzen von Goethe.
Analyse
Die Ode "An die Parzen" (1799) besteht das 3 Strophen mit je 4 Versen. Die einzelnen Verse reimen sich nicht. Das Werk hat ein alkäisches (nach dem gleichnamigen antiken Dichter) Versmaß: die ersten zwei Verse jeder Strophe sind 11 Silben lang, die dritte besitzt nur 9 Silben, während die jeweils letzte Strophe aus 10 Silben besteht.
Inhalt/Zusammenfassung
Die Ode behandelt Themen wie Schicksal, Götter, Vergänglichkeit und die Rolle der Kunst. Der Kern ist die Auseinandersetzung mit der Macht der Parzen, der Willkür der Götter und der Suche nach einem Sinn im Leben durch die Kunst.
Für Marcel Reich-Ranicki gehört das Werk zu den Wundern in deutscher Sprache. Das Pathos lasse sich nicht überbieten, sei aber weder laut noch aufdringlich, Gefühl und Gedanken bildeten eine vollkommene Einheit, die Harmonie in Ton und Bild sei verwirklicht. Die Ode sei, wie viele Werke Hölderlins, ein Gebet mit eschatologischer Grundstimmung.
In Theodor Fontanes erstem Roman "Vor dem Sturm" hat die Ode "An die Parzen" leitmotivische Funktion und wird mit wichtigen Themen und Handlungsabläufen verknüpft, mit Liebe, Poesie und Patriotismus.
Hintergrund
In den Jahren 1794–1798 konzentrierte sich der noch junge Hölderlin auf seinen Roman, den "Hyperion" (1797/1799). Das lyrische Werk trat dem gegenüber zurück. Allerdings schrieb in den Jahren 1796 bis 1798 insgesamt 18 Kurzoden - veröffentlicht in "Taschenbuch für Frauenzimmer von Bildung" (1899). Es sind bündige und epigrammatische Werke, die seine Meisterschaft in dieser Form dokumentieren.
Durch die Verwendung des antiken Versmaß (siehe Analyse) setzt sich Hölderlin (1770 - 1843) in diesem Frühwerk von der unmittelbar vorhergehenden Phase der gereimten Hymnen ab und disziplinierte sich zur konzisen Diktion und bündig treffenden Formulierung.
Auch Hinweise der beiden großen Dichterfürsten beeinflussten diese Entwicklung. So riet ihm Goethe (1749 - 1832), „kleine Gedichte zu machen und sich zu jedem einen menschlich interessanten Gegenstand zu wählen“, während Friedrich Schiller (1759 - 1805) ihm riet die „Nüchternheit in der Begeisterung“ nicht zu verlieren und Weitschweifigkeit zu vermeiden.
Die 3 Parzen (aus dem Lateinischen: Parcae) sind in der römischen Religion die Herrscherinnen über das Schicksal der Menschen, von der Geburt bis zum Tod. Sie werden in der Regel als Spinnerinnen dargestellt, die das Leben der Menschen messen und über ihr Schicksal entscheiden. Sie sind das Symbol für die Entwicklung des Universums, für den notwendigen Wandel, der den Rhythmus des Lebens bestimmt und die Existenz und die Unvermeidbarkeit des Todes auferlegt.
Die Parzen heißen Nona (neunte), Decima (zehnte) und Parca (Geburtshelferin), anstelle der Parca wurde in der römischen Literatur auch der Name Morta benutzt.
Im Zuge der Interpretatio Romana wurden sie den griechischen Moiren angepasst und damit in Schicksalsgöttinnen umgedeutet. Nona spinnt den Lebensfaden, Decima entscheidet über das Lebensgeschick, Morta durchtrennt den Lebensfaden. Die ursprünglich aus der griechischen Mythologie stammenden Namen Clotho, Lachesis und Atropos werden auch in einigen lateinischen Quellen verwendet.
Weitere gute Gedichte des Autors Friedrich Hölderlin.
Weitere mythologische Gedichte:
- Kassandra — Schiller
- Belsatzar — Heine
- Prometheus — Goethe
- An die Parzen — Hölderlin
- Das Glück von Edenhall — Uhland
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